Montag, 20. Juli 2015

Infranetz widerspricht Presseartikel "Teure Erdkabel sollen hässliche Strommasten ersetzen"

Die Firma Infranetz AG widerspricht entschieden einem Presseartikel der Wirtschaftswoche (v. 17.07.2015):

ACHTUNG: Wir betonen an dieser Stelle ausdrücklich, dass wir mit dieser Darstellung zum Thema Erdverkabelung uns damit nicht "pro SüdLink" positionieren. Die Informationen dienen lediglich dem Thema und der Darstellung in der öffentlichen Diskussion!!!

Der Einfachheit halber benutzen wir Ihren Text in der "Wirtschaftswoche":
 
"Statt hässlicher Hochspannungsmasten sollen Erdkabel Windstrom aus dem Norden gen Süden leiten. Doch die Technik ist wenig erprobt (Falsch: Weltweit wurden bislang über 5.000 km HGÜ-Erkabelsysteme verlegt, allein in Deutschland 1.204 km von der Tennet; s. Wikipedia, HGÜ) - und nicht ganz billig" (Richtig, aber auch nicht teurer als Freileitungen mit Teilverkabelungen und den gern vergessenen Nebenkosten. Hier unsere Übersicht).


"Die Uhr tickt: 2022 sollen in Deutschland die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen. Damit dann nicht die Lichter ausgehen, sollen Stromautobahnen Windenergie aus dem Norden Deutschlands zu den Fabriken im Süden fliessen lassen".(Die Uhr tickt überhaupt nicht. Allein in 2015 wird Deutschland einen Stromexportüberschuss von knapp 50 Mrd. kWh bilanzieren. Davor waren es 34 Mrd. kWh. Die Netze sind also keineswegs überlastet, wie man uns glauben machen will. In Japan hat man nach Fukushima 58 Meiler abgeschaltet ohne dass die Lichter ausgingen. Schon 1983 wurde das im Bau befindliche AKW Whyl am Kaiserstuhl gestoppt, obwohl der ehemalige Ministerpräsident von Ba/Wü Filbinger zuvor erklärt hatte, dass ohne den Bau die Lichter ausgehen. Die sind natürlich nicht ausgegangen. Filbinger war allerdings auch kein Elektriker. 10% der sog. Fabriken im Süden erzeugen übrigens nach Angaben der DIHK ihren Strom mittlerweile auch selbst. SZ vom 27.09.13). Tendenz steigend.

"Doch einer (auch wir und hunderte Bürgerinitiativen) wehrte sich lange gegen das Vorhaben. Landespatron Horst Seehofer (CSU) wollte in seinem (seinem?) Bayern keine der als Monstertrassen geschmähten Leitungen mit ihren hohen Masten dulden. So rang er Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) einen Kompromiss ab: Vor allem Erdkabel sollen nun den Grünstrom (das meiste ist Steinkohle- oder Braunkohlestrom) in den Südstaat bringen".

"Acht mal so teuer wie eine normale Leitung" (Falsch! unter anderem schon deswegen, weil es 3 bis 8 mal hieß)

"Was nach politischem Geniestreich klingt, hat einen großen Makel. Die Technik ist teuer und kaum in größerem Maßstab erprobt (sie ist kostenneutral und es wurden weltweit schon 5.000 Systemkilometer gebaut. Allein in Deutschland schon 1.204 km durch Tennet). Für einen Kilometer oberirdischer Leitung sind laut Netzbetreiber Tennet 1,5 Millionen Euro fällig (Es sind 2 Mio. Euro/km, lt. Eva-Maria Schäffer in der Bayreuther Zeitung vom 01.06.15, s. obige Grafik. Mit Teilverkabelungen sind es sogar 2,5 Mio. Euro/km nach einer BMU-Studie aus 2011. Mit den gern verschwiegenen Nebenkosten wie Ausgleichsmaßnahmen, Waldeinschlag, Wiederaufforstung, Gemeindeabgabe nach §5 StromNEV, Enteignungen, Prozesskosten, Kommunikationskosten, Bundesfachplanung, etc. sogar 3,2 Mio. Euro/km. Mit Umrichtern 4 Mio. Euro/km. Insgesamt kostet dann der durchschnittlich 760 km lange Südlink damit ca. 3 Mrd. Euro. Ein unterer einstelliger Milliardenbereich wie es die Tennet gern ausdrückt)

Für Erdkabel aber je nach Beschaffenheit des Bodens aktuell drei bis acht Mal so viel (Kaum zu glauben. Das wären dann, ausgehend von 3 Mrd. Euro ca. 9 bis 24 Mrd. Euro.  Nur zum Vergleich: Die 1.200 km lange North Stream Pipeline mit 2 Röhren, 2.400 km Rohrlänge und 185.000 betonummantelten 1,15 m Rohren a' 25 to durch die Ostsee hat "nur" 8 Mrd. Euro gekostet. Der Gotthard Basistunnel mit 2 Röhren von 57 km Länge durch Granitgestein hat "nur" 12 Mrd. Euro gekostet. Für 24 Mrd. Euro bekommen Sie sogar eine 800 km lange 6-spurige Autobahn). 3500 Kilometer neue Trassen plant Berlin, davon 2000 Kilometer Korridore mit Gleichstrom. Die transportieren die Energie effizienter als traditionelle Wechselstromleitungen" 
"Der Kompromiss der Koalitionäre könnte Stromkunden und Steuerzahler Milliarden kosten (Steuerzahler ist schon mal falsch. Alles wird auf den Stromkunden umgelegt. Ein ca. 3 Mrd. teurer "SuedLink" in Vollverkabelung entsprechend obiger Grafik kostet, umgelegt auf 40 Mio. deutsche Haushalte, genau 75 Euro pro Haushalt und zwar einmalig. Verteilt auf 20 Jahre sind das 3,75 Euro jährlich. Bei einem Durchschittsverbrauch von 3.750 kWh macht das genau 0,1 Cent pro kWh aus). 

Es hat bei den Erdkabeln Techniksprünge gegeben. Ich halte es dennoch für ausgeschlossen, dass sie wirtschaftlicher als Freileitungen werden, sagt Lutz Hofmann, Professor für elektrische Energieversorgung an der Universität Hannover (Prof. Hofmann ist ein ausgewiesener, drittmittelabhängiger Erdkabelgegner, wie sein Vorgänger Prof. Oswald. Zur Wirtschaftlichkeit zählen im Übrigen auch die 3- fach höheren Betriebskosten von Freileitungen und die Leitungsverluste, die bei Freileitungen um 15 Mio. Euro pro Jahr höher sind. Das hat er wohl verschwiegen. Es geht aber im Wesentlichen nicht um Wirtschaftlichkeit. Freileitungen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz, der FFH-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie einfach nicht genehmigungsfähig, weil sie alle Schutzgüter und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen erheblich und insbesondere dauerhaft beeinträchtigen. Kaum jemand weiß, das in Deutschland jährlich 30 Mio. Vögel an Freileitungen verenden [Heinjis, Hörschelmann, Bernshausen und Richarz]). 

"Immerhin gibt es Versuche, etwa der beiden Elektrotechnik-Rivalen ABB und Siemens, die Kosten zu senken".
Effizientere Kabel
"So hat ABB ein Gleichspannungskabel aus Kunststoff entwickelt, das Spannungen von 525 Kilovolt überträgt (aushält)

Das sind fast zwei Drittel mehr als bei den 320-Kilovolt-Erdkabeln, die hierzulande bisher auf 360 Kilometern (Falsch: 1.204 km durch Tennet incl. Seekabel, die auch Erdkabel sind; s. Wikipedia, HGÜ; weltweit sind es knapp 5.000 km) verlegt wurden. Mit dem neuen Kabel können wir die Übertragungsleistung der geplanten Trassen auf 2,6 Gigawatt mehr als verdoppeln, sagt Jochen Kreusel, der bei ABB das globale Programm für intelligente Übertragungsnetze leitet.

Möglich macht den Sprung ein neues Isolationsmaterial aus einem besonderen Kunststoff, der die Kupfer- oder Aluminiumadern in der Mitte umschließt. Es enthält weniger Ladungsträger, weshalb weniger Strom aus den 13 Zentimeter dicken Kabeln entweicht (die Verlustwärme entweicht, der Strom gottseidank nicht, die Isolierung ist nur spannungsfester, d.h. man kann bei höherer Spannung nach P = U x I mehr Leistung übertragen)

Die Innovation hat einen gewaltigen Vorteil. Waren bisher vier Kabel nötig, um zwei Gigawatt zu übertragen, reichen nun zwei (korrekt und das haben wir schon vor Jahren erkannt)

Damit halbiert sich die Breite der Trasse auf zehn Meter (0,7 m für 2 GW nach dem Infranetz System), denn weniger Kabel brauchen weniger Fläche. Das dürfte Anwohner wie Naturschützer freuen, zudem entsteht laut Kreusel weniger Elektrosmog als bei Freileitungen (Geschirmte Kabel sind sog. faradaysche Käfige und emittieren keine elektrischen Felder. Das magnetische Feld neutralisiert sich durch die gegenpolige Stromrichtung nahezu vollständig), da Erdreich besser abschirmt als Luft. Die Erdoberfläche erwärme sich zwar durch die Leitung, aber um nicht mehr als zwei Grad (eher < 1° C bei der Bettung in thermisch stabilisierendem Flüssigboden TS nach RAL GZ 507 aus dem originären, steinfrei gesiebten Bodenaushub, so wie wir es vorschlagen. Die ausschlaggebende Verlustwärme einer 2 GW Leitung beträgt nach dem Ohmschen Gesetz bei 50% Teillast 19 Watt pro Grabenmeter. Bei Volllast 83 W in 1,2 m Tiefe. Da kommt oben kaum noch etwas an. Da offiziell Offshore Strom und kein Steinkohlestrom aus Moorburg übertragen wird, ist die Leitung nur zu 4.000 Stunden pro Jahr voll ausgelastet, in der Hauptsache in den vegetationsfreien Jahreszeiten wie Herbst und Winter).

Zuverlässigkeit von Erdkabeln ist unsicher
Die neuen Kabel sind leichter, was das Verlegen beschleunigt (Unseres Wissens wiegen sie genausoviel wie die 320 kV Kabel, nämlich 31,2 to pro km. Sie sind aber deutlich leichter als die erprobten 500 kV masseimprägnierten Ölharzkabel mit 80 to/km, die von Tennet geplant sind)

Kostenmäßig ist der Abstand zu den Freileitungen sehr viel kleiner geworden, sagt Kreusel, ohne konkret zu werden. Leider haben die Hoffnungsträger einen enormen Nachteil (enorm ist sicher das falsche Wort). Sie sind noch nicht im großen Stil genutzt worden (ein innovationsfeindliches Totschlagargument mit dem schon George Stephenson beim Bau der ersten Eisenbahn Probleme hatte)

Niemand kann sagen, wie zuverlässig sie sind, meint Forscher Hofmann. (Die 525 kV Kabel sind zertifiziert und können bestellt werden. Sie wurden nach den anerkannten Regeln der Technik getestet. Die technische Lebensdauer wurde in den üblichen und anerkannten Stresstest simuliert) 

Bei dem Gedanken, den Leiter auf langen Strecken einzusetzen, werde ihm mulmig. Wenn bei einer so wichtigen Trasse etwas kaputt geht, wird es schwierig, das Netz in Starkwindzeiten, also großem Stromangebot, stabil zu halten. (Das Netz hat damit nichts zu tun, das sollte Prof. Hofmann wissen. Eine Punkt zu Punkt Verbindung wie der Südlink ist wie ein Kraftwerk. Auch Kraftwerke können ausfallen, insbesondere die zu substituierenden Kernkraftwerke, wenn im Sommer das Kühlwasser zur Neige geht oder einer der vielen Störfälle eintritt oder ein Brennelementewechsel, etc. ansteht. Der SuedLink soll zwei solcher AKW's ersetzen und zudem den Windstrom aus dem Norden ableiten. Fällt die Verbindung aus, verteilt sich der Strom, wie jetzt auch, über das vorhandene unterlagerte Drehstromnetz, das nach Angaben der Tennet für die n-1 Sicherheit steht. Letzteres lt. Dr. Gramatte von der Tennet, am 11.04. an das Referat 303 des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums.

Auch die Ingenieure von Siemens wollen Erdpassagen wirtschaftlicher machen. Sie setzen auf Aluminiumrohre, die große Energiemengen verlustarm übertragen. Die haben einen Durchmesser von 50 Zentimetern, ein Gasgemisch (SF6/Stickstoff) schirmt die enorme Spannung von rund 500 Kilovolt ab. 

Elektrosmog soll so nicht messbar sein (Bei Kabel aber auch nicht. Der "enorme" Nachteil von Schwefelhexafluorid SF6 ist das Global Warming Potential GWP vom 23.900-fachen gegenüber CO2 bei einer Verweildauer von 3.200 Jahren. Diese sog. gasisolierten Leiter (GIL), müssen daher absolut luftdicht verschweißt werden. Im übrigen wird die GIL hauptsächlich für Drehstromanwendungen z.B. bei der Kopplung benachbarter Umspannwerke eingesetzt oder wie in China zur Koppelung von Maschinentrafo und Schaltanlage in einem chinesischen Wasserkraftwerk . http://www.siemens.com/press/de/pressemitteilungen/?press=/de/pressemitteilungen/2008/power_transmission/ept200812012.htm).

Die Entwickler schätzen, die Trassenbreite auf sechs Meter reduzieren zu können (Man braucht ja drei Rohre, bei redundanten, umschaltbaren Systemen sogar 6 Rohre. Zum Vergleich: die Infranetz Vollverkabelung benötigt nur 70 cm für eine 2 Gigawatt Gleichstromübertragung)

Die Kabel (GIL-Systeme sind keine Kabel, eher ähneln sie Pipelines) seien mindestens so effizient wie Freileiter, sagt Denis Imamovic von der Energy Management Division des Konzerns, und fast wartungsfrei. In ein bis zwei Jahren sollen sie einsatzbereit sein. 

Ein Feldversuch startet nächstes Jahr in Darmstadt. Doch auch Imamovic sagt nicht, was die Technik kostet (Für lange Strecken wie den SuedLink wohl kaum wirtschaftlich).
 
Energie-Professor Hofmann fürchtet, sie sei wohl noch zu teuer. Und er vermutet bei größerer Nachfrage Produktionsengpässe. Augenscheinlich verspricht die Politik etwas, was die Ingenieure nicht halten können.
(Dem Ingenieur und dem Spediteur ist nichts zu schwer).

Schauen Sie sich einfach mal unsere anliegende Systembeschreibung zur Vollverkabelung an. Sie ist machbar. ABB hat es in Fulda am 14.03.15 beim Kabelkonvent öffentlich bestätigt.
Das sog. "Innovationsrestrisiko" eines neu entwickelten Kabels kann man durch Bundesbürgschaften absichern oder ähnlich der o.g. Offshore Haftungsregelung auf die Haushalte verteilen.