Dienstag, 18. Oktober 2016

Neue SüdLink-Planung für Main-Spessart in Karlstadt vorgestellt!

Jetzt ist es also amtlich! TenneT hat als Vorhabenbetreiber die neuen Korridore für den Bau der SüdLink-Stromleitung nach Maßgabe des neuen NABEG vorgestellt. Denkwürdig (fragwürdig) u.a. von Herrn Haase, MainPost, moderiert, stellten mehrere "Fachleute" ihre Themen den Zuhörern dar; konkret u.a.:
- BNetzA, vertreten u.a. durch Herrn Brandt: Zustandekommen Netzentwicklungsplan (Bedarf).
- TenneT, vertreten durch Herrn Wagner: SüdLink, Probleme ohne SüdLink (Netzschaltungen).
- Dr. Durike, Rechtsanwaltskanzlei De Witt: NABEG-neu.
- Herr Grimm, Vertreter Planungsbüro: Methodik neu.


Für uns gab es keine wirkliche Neuigkeiten. Der Sinngrund ist und bleibt aus den neuen Planungen gestrichen. Das ist aber auch schon alles was uns freut. Für alle anderen Gemeinden, die jetzt wieder oder erstmals neu in einem möglichen Korridor liegen, beginnt der Wettstreit um möglichst schlechte Bedingungen erneut (zumindest aus TenneT-Sicht gesehen). Wir konnten jedenfalls keine Gemeindevertreter "Hier her!" schreinen hören. Niemand will das Ding eigentlich - ob als Freileitung oder Erdkabel. Aber der Bedarf ist - wie eh und je - alternativlos in den Raum gestellt worden. Die BNetzA sprach von "energiewirtschaftlich notwendig" und verwies auf das aufwendige Verfahren zur Erstellung von Netzentwicklungspläne. Natürlich verschwieg man dabei, dass die Datenlage ausschließlich durch die Stromkonzerne und Netzbetreiber eingebracht wird und man als Behörde (nur ganz nebenbei) der verlängerte Arm der Bundespolitik ist. Als wir in der Diskussion auf diese Verflechtung und Problematik hinwiesen und auch auf den weiterhin ignorierten Wunsch einer unabhängigen, wissenschaftlichen Überprüfung unter Berücksichtigung eines sukzessiven Rückbaus der Kohleverstromung (mit Ausbau der Erneuerbaren), stellte man sich als BNetzA vehement als "unabhängig" und ausreichendes Überprüfungsorgan hin. Warum scheut man dann so eine freie Überprüfung der Datenlagen so sehr?

Die Kanzlei De Witt, welche sich zunächst als Rechtsvertreter der "Hamelner Erklärung" vorstellte, machte dann überraschende alle Ausführungen zum NABEG neu und übernahm damit die Aufgabe der BNetzA. Dr. Durike betonte auch die erfreuliche Verbesserung der Kommunikation mit TenneT. Nun muss man wissen, dass die "Hamelner Erklärung" noch nie den Bedarf von SüdLink in Frage gestellt hat. Deren Kritik galt überwiegend nur der alten Methodik und dem Freileitungsbau. So kann man am Ende - nach dem dieses Ziel ja erreicht wurde - feststellen: Zwischen den Vertretern der "Hamelner Erklärung", BNetzA und TenneT scheint insgesamt jetzt eine einvernehmliche Kommunikation zu herrschen. Das trifft auf uns Bürgerinitiativen nicht zu!
Auf eine Frage, zu welchem Zeitpunkt man verlässlich im neuen Entscheidungsprozess erkenne, ob man - wenn - eine Freileitung bekomme oder der Erdkabelvorrang stehe, erklärte der Jurist, dass man dies eigentlich bis "kurz vor Torschluss" nicht erkennen könne. Trotz Bundesfachplanung und Festlegung des Abschnitts könne es, wenn auch mit geringer Wahrscheinlichkeit möglich sein, von Erdkabel auf Freileitung umschwenken zu müssen. Das sei dann so! Das allerdings könne man dann im Einzelfall juristisch prüfen.

Wir stimmen auch mit den Ausführungen überein, die neue Methodik lasse ein hohes Maß an Validität erkennen. D.h. der wissenschafliche Herleitungsgrad der Beurteilungen und Einstufungen sei sehr hoch angesiedelt. Das ist bestimmt richtig! Doch warum verweigert man diese hohe Validität beispielsweise bei der Frage nach dem Bedarf. Da herrscht eher: TenneT wünscht, BNetzA reguliert etwas, TenneT baut und wir bezahlen! Und der Leitungsbau wird den Verbraucher bis zu 50 Euro Mehrkosten auf der jährlichen Stromrechnung bringen (Familie mit zwei Kindern).

Interessant ist jetzt auch die SüdLink-Werbung von TenneT. Früher war es DIE Windstromleitung um Windenergie aus dem ertragreichen Norden in den unterversorgten Süden zu führen. Heute gibt man den europäischen Stromhandel zu und nun soll SüdLink auch Sonnenenergie in der Windflaute in den Norden bringen. Der Mix ist es also! Klar, meinen wir. Wir haben schon immer gelacht bei der Aussage "Windkraftleitung" - im Netz fließt einfach nur Strom! Ein Mix aus AKW, Kohle und Erneuerbaren. Wir, die Bürgerinitiativen, entlarvten den Stromhandel - und so gibt man ihn heute einfach besser zu.

Die Moderatoren der MainPost taten sich schwer einen Bürger einfach mal ausreden zu lassen und stellten gerne mal eigene Interpretationen oder Fragestellungen in den Raum. So geht Moderation aber nicht - außer man ist grundsätzlich auch auf Leitungskurs oder hat gemeinsam mit dem Podium vorher Zulässigkeiten und Unangenehmes besprochen. Auf die Zuhörer machte die MainPost jedenfalls an diesem Abend keinen guten Eindruck.



Abb. bunt: Bild zeigt die aktuelle Raumwiderstandsanalyse von TenneT. Grün markiert ist die Geeignetheit für die Trasse hoch einzustufen. Der Sinngrund liegt links vom kleinen Grünstreifen deutlich außerhalb.

Abb. unten; Bild zeigt die Grobtrassenplanung von TenneT. Nr. 107 ist grob gesehen der Verlauf der Gastrasse (nicht aber identisch). Auch hier erkennt man deutlich, dass wir im Sinngrund raus sind.