Samstag, 4. Juli 2015

Ergebnis des Energie-Koaltionsgipfels in Berlin (oder: Was der Bayerische Löwe für uns - gegen SüdLink - erreichte!

Nachstehend stellen wir Interessierten die Antwort von Herrn MdB Alexander Hoffmann (CSU) auf unsere Nachfrage zur Verfügung. Im Gegensatz zu Herrn Hoffmann, hält sich unsere Begeisterung über das Ergebnis doch sehr in Grenzen. Es bleibt weiter zu befürchten, dass wir uns noch lange um einen möglichen Trassenbau sorgen müssen. Aber in der Politik ist "Erfolg" eben ein dehnbarer Begriff.

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Sehr geehrter Herr Balkie,

ich komme zurück auf Ihre Anfrage per E-Mail von gestern Abend. Die Eckpunkte, die beim sogenannten Energie-Gipfel zwischen Bundeskanzlerin Merkel, Bundeswirtschaftsminister Gabriel und Ministerpräsident Seehofer vereinbart wurden, sind ganz klar und konkret. Man hat am Mittwochabend im Kanzleramt nicht nur über die Stromtrassen gesprochen. Vielmehr ist ein ganzes Maßnahmen-Paket beschlossen worden, um das Gelingen der Energiewende sicherzustellen:

Die Koalitionsspitzen haben sich als Teil einer Reservelösung für Süddeutschland unter anderem auf den Weiterbetrieb des Gaskraftwerks Irsching verständigt – zu Recht, denn dabei handelt es sich um das modernste und effizienteste in ganz Europa. Dafür werden im Gegenzug aus Gründen des Klimaschutzes mehrere ältere Braunkohlekraftwerke mit hohem CO2-Ausstoß schrittweise stillgelegt. Das zeigt, dass wir unsere Klimaziele nicht aus den Augen verloren haben. Wir steigen ja schließlich nicht aus der Atomenergie aus, um in die Kohle einzusteigen. Energie-Effizienzmaßnahmen im Gebäudebereich, in den Kommunen, in der Industrie sowie im Schienenverkehr werden aus öffentlichen Mitteln mit jährlich bis zu 1,16 Milliarden Euro gefördert. Zudem wird der Kostendeckel für die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung auf 1,5 Milliarden Euro verdoppelt.

Ich freue mich, dass ein Paket geschnürt werden konnte, dass den Willen zur erfolgreichen Energiewende manifestiert. Dabei geht es, wie ich bereits bei der Podiumsdiskussion in Gemünden dargestellt habe, nicht nur um die Trassenverläufe. Sondern es geht um den Dreiklang von Versorgungssicherheit, Energieeffizienz und Minimierung des CO2-Ausstoßes.

Wie Sie wissen, habe ich mich – anstatt den Bedarf von „SuedLink“ grundsätzlich in Frage zu stellen – dafür eingesetzt, dass möglichst viele Abschnitte der Trasse erdverkabelt werden – trotz deutlich höherer Kosten. Dass nun die Erdverkabelung in der Bundesfachplanung Vorrang erhalten wird (bisher hatten Freileitungen den Vorrang und Erdkabel waren die Ausnahme), ist ein ganz großer Erfolg, der zu mehr Akzeptanz führen wird.

Das beschlossene Eckpunktepapier stellt ausdrücklich fest, dass „damit keine Festlegung des Trassenverlaufs verbunden ist“. Dies erfolgt erst im zweiten Schritt im Rahmen der Bundesfachplanung und des anschließenden Planfeststellungsverfahrens. Damit ist eine eventuelle Trassenführung an der A7 entlang oder auch durch den Landkreis Main-Spessart keineswegs vom Tisch. Ministerpräsident Seehofer hat gestern Mittag in einem Gespräch mit meinen Kolleginnen und Kollegen und mir nochmals klargestellt, dass niemand anders als die Bundesnetzagentur über den genauen Verlauf von „SuedLink“ entscheiden wird, weil es eine gerichtsfeste statt einer politischen Lösung braucht. „Die Bundesnetzagentur sorgt dafür, dass bei der Trassenwahl die Varianten mit den geringsten Eingriffen für die Wohnbevölkerung sowie Natur und Landschaft mit einer transparenten Beteiligung der Bevölkerung ausgewählt werden“, heißt es in dem Eckpunktepapier. „Noch stärker als bisher sollen bestehende Trassen genutzt und neue soweit wie möglich vermieden werden.“

Wichtig ist zudem, dass der „SuedLink“ nicht mit zwei Systemen auf Grafenrheinfeld treffen wird. Das hat zur Folge, dass das zweite System dann auch nicht von Grafenrheinfeld nach Großgartach fortgesetzt wird. Nun soll es einen Stich von Hessen nach Grafenrheinfeld geben. Der Ministerpräsident rechnet mit einem Abzweig im Bereich Borken an der A7. Dies und die Streichung der neuen Trassen von Mecklar nach Grafenrheinfeld und von dort nach Kupferzell führen zu einer unschätzbaren Entlastung der Region.

Die Ergebnisse des Energie-Gipfels bestätigen, dass die vielen Gespräche, die ich hier in Berlin mit allen wichtigen Entscheidungsträgern in den zurückliegenden Monaten im Zuge des geplanten Netzausbaus geführt habe, erfolgreich waren. Ich hoffe, dass wir uns nun – losgelöst von der Frage nach dem Bedarf der Trasse – in Main-Spessart geschlossen zeigen, um für uns die Argumente zu platzieren, die gegen eine Trassenführung im sensiblen Sinn-, Saale- und Werngrund sprechen.


Mit freundlichen Grüßen

Alexander Hoffmann, MdB